Ortsentwicklung Seefeld: Gewerbegebiet Aubachtal zunächst vertagt

Peter Schiebel in Bürger mit vielen Wünschen: 596 Anregungen zur Ortsentwicklung in Seefeld, Starnberger Merkur, 11.12.2019:

596 Wünsche, Anregungen und Vorschläge aus Reihen der Bürgerschaft, eine mehr als 65 Seiten dicke Präsentation, dazu ein anderthalbstündiger Vortrag des Experten: Der Ortsentwicklungsprozess in Seefeld ist schon jetzt ein Mammutwerk. Stadtplaner Oliver Prells vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München stellte in einer Sondersitzung des Gemeinderats am Dienstagabend die Ergebnisse der ersten Projektphase vor.

Die Gemeinderatssitzung war von Bürgerinnen und Bürgern gut besucht. Viele Besucher erwarteten offenbar eine Diskussion zum Thema der Bebauung des Aubachtals bei Gut Delling. Im Unterschied zur Sitzung des Lenkungskreises zur Ortsentwicklung am 26. November (Protokoll liegt noch nicht vor) wurde dieser neuralgische Punkt in der Gemeinderatssitzung nicht behandelt. Auch die im Lenkungskreis angesprochene geplante Wohnsiedlung am Brunnenweg in Hechendorf und die Entwicklung der Fläche an der Inninger Straße/Ecke Oberfeld in Hechendorf für Gewerbe und Einzelhandel waren kein Thema. Offenbar scheut man kurz vor Weihnachten eine kontroverse Diskussion.

Der Antrag der FDP für ein sogenanntes Scoping-Verfahren für ein neues Gewerbegebiet im Aubachtal muss aber früher oder später auf die Tagesordnung gesetzt werden. Die Bürgerinitiative Eichenallee fordert, diesen Antrag abzulehnen. Die Einleitung eines Scoping-Verfahrens ist der nächste Schritt hin zu einer Bebauung. Abgesehen davon, dass die Idee eines Gewerbegebiets im Aubachtal aus unserer Sicht völlig abwegig ist (eine gute Zusammenfassung mit 7 Gründen, die gegen eine Bebauung sprechen, hat der Bund Naturschutz veröffentlicht), käme das Scoping-Verfahren auch völlig verfrüht und würde den mit viel Aufwand betriebenen Prozess der Ortsentwicklung torpedieren. Wenn wir den Ortsentwicklungsprozess ernst nehmen, dürfen wir Großprojekte nicht nebenbei und am Bürger vorbei beschließen.

Übrigens, auch die Stadt München als Eigentümerin der betroffenen Grundstücke scheint umzudenken. Umweltreferentin Stephanie Jacobs (CSU) schreibt in einer Vorlage zum Klimaschutz: „Der Schutz des Klimas und der Biodiversität sollte bei den stadteigenen Liegenschaften in Zukunft vor die Wirtschaftlichkeit gestellt werden.“ Ein 12-15 ha Gewerbegebiet im Aubachtal ist damit nicht zu vereinbaren.

Ortwin Gentz