Bunte Demo in Seefeld gegen Ausgrenzung, Hass und Hetze

Ganz Seefeld war am Samstag auf den Beinen. Über 1000 Teilnehmer kamen zur Demo „Nie wieder ist jetzt! Gemeinsam gegen Ausgrenzung, Hass und Hetze“. Dazu aufgerufen hatte ein breites Bündnis aus allen im Seefelder Gemeinderat vertretenen Gruppierungen sowie 18 Vereinen und Organisationen aus der Zivilgesellschaft. Es war eine fröhliche Veranstaltung mit vielen kreativen Plakaten, in der alle im Ort gemeinsam ein starkes Zeichen gegen Rechtsextremismus und für Toleranz, Vielfalt und Demokratie gesetzt haben. Niemand konnte sich erinnern, dass jemals eine so große Demo in Seefeld stattgefunden hat.

Constanze Gentz (Bund Naturschutz) eröffnete die Demo mit der Forderung: „In unserer Welt sollen Hass und Hetze keinen Platz haben!“ Sie forderte, die Spirale aus Hass, Ausgrenzung und Gewalt zu stoppen und „wieder zurück zu finden zu einem respektvollen und toleranten Umgang mit allen Menschen“.

Mitorganisator Dr. Josef Hofmann (Räsonanz) griff das Motto „Nie wieder ist jetzt“ auf, das bis auf die Grauen des ersten Weltkriegs zurückgeht und durch den Terror der Nazi-Zeit eine neue Dimension bekommen hat: „Wir sehen Ähnlichkeiten zu schlimmen Zeiten. Wir sehen Hass auf politisch anders Denkende, wir sehen, dass sich die Menschen in ihren Blasen abschotten, wir sehen, dass Arme gegen Ärmere in Stellung gebracht werden.“

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Hörbuch-Sprecher Johannes Steck trug einen Text des Freiburger Fußballtrainer Christian Streich vor, der schonungslos aufzeigt, wohin eine AfD-Regierung führen würde: „Es soll keiner rumjammern hinterher, wenn er von einer autoritären, rechtsnationalistischen Gruppierung regiert wird, wo die freiheitlichen Grundrechte, die wir uns hart erarbeitet haben nach diesem Desaster 45, wenn diese Rechte den Bach runtergehen.“ Er kritisierte aber auch, welch unangemessenes Vokabular selbst von Leuten aus der sogenannten Mitte teils verwendet wird, und wie das den Boden bereitet für den Rechtsextremismus.

Der Demonstrationszug Richtung Marienplatz wurde angeführt von der Trommelgruppe Sambavaria aus Inning, die ordentlich Stimmung machte.

Video: Demo Gegen Rechtsextremismus in Seefeld
Video: @NeKölscheJung

Am Marienplatz wurden die Teilnehmer von der Band Real Book Heroes empfangen. Dort erfolgte auch die Prämierung der kreativsten Plakate. Gar nicht so einfach bei der großen Zahl von originellen und einfallsreichen Plakaten! Die Teilnehmer hatten sich richtig ins Zeug gelegt. Per Publikumsapplaus wurde das Gewinnerplakat gekürt: Der 8-jährige Nepomuk hatte auf sein Plakat einen Maulwurf mit einer Pinocchio-Nase gemalt, der einen AfD-Kackhaufen auf dem Haupt trägt.

Plakat mit einem Maulwurf mit Pinocchio-Nase, der einen AfD-Kackhaufen auf dem Haupt trägt. Darüber der Spruch: Wer Hat mir AuF Den Kopf gemacht?
1. Platz: Nepomuk, 8 Jahre
Plakat mit der Aufschrift: Braune Flaschen gehören in den Container nicht in die Politik
Christoph Sponner
Plakat mit der Aufschrift: Die Eichenallee braucht Sonne + Wasser + Demokratie, nicht die AfD
Ildiko Gaal Baier


Plakat mit der Aufschrift: Nazis auf den Mond, weil dort niemand wohnt
Linus und Lovis, beide 11 Jahre
Plakat mit der Aufschrift: Demokratie braucht Inklusion, AfD braucht Exklusion
Sissi Fuchsenberger und Bärbel Seibold


Bunt ging es weiter mit musikalischen Darbietungen des Hechendorfer Chors Cappella Vocale sowie weiteren Reden. Bärbel Seibold zeigte als Inklusionsbeauftragte der Gemeinde Seefeld auf, welche negative Haltung die AfD gegenüber Menschen mit Behinderung einnimmt: „Indem die AfD die Inklusion in Frage stellt, greift sie nicht nur die Demokratie, sondern auch die gesellschaftlichen Werte in Deutschland an.“

Der Schriftsteller Gert Heidenreich beschäftigt sich in seiner von Johannes Steck vorgetragenen Rede mit den AfD-Wählern: „Wer mit seiner Stimme der AfD Regierungsmacht verschaffen will, wird sich vor seinen Kindern und Enkeln rechtfertigen müssen, wenn sie fragen: Warum hast du nicht Nein gesagt, als die ewig Unbelehrbaren in unserem Land Demokratie und Menschenrechte angriffen? Warum hast Du unsere Zukunft der Vergangenheit geopfert?“

Waltraud Schneiders engagiert sich ehrenamtlich im Asylhelferkreis und sorgt sich um Menschen mit Migrationshintergrund, die seit vielen Jahren hier leben: „Durch die feindlicher werdende Stimmung, durch die unsäglichen Ideen, die in der sogenannten Potsdamer Konferenz diskutiert wurden, sind diese Menschen zutiefst verunsichert. Es kommen Gedanken bei ihnen hoch, die sie nie wieder denken wollten – die Frage: Wo finde ich eine sichere Zuflucht?“

Das Schlusswort hatte Dr. Oswald Gasser von der FDP. Er rief dazu auf, es nicht bei der Demo-Teilnahme zu belassen, sondern sich aktiv in Vereinen und Parteien zu engagieren. Alle Parteien und Wählergruppierungen bieten offene Stammtische und Treffen an, auch die Bürgerinitiative Eichenallee.

Ortwin Gentz

Update: Nie wieder ist jetzt: Was folgt aus den jüngsten Massendemonstrationen?

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