Nie wieder ist jetzt Demo gegen Ausgrenzung, Hass und Hetze Samstag 3.2.24 /// 16:00 Uhr Start: Graf-Toerring-Seefeld-Straße 11 - am Schloss Seefeld Das Aktionsbündnis wird aus der Mitte der Zivilgesellschaft getragen. Das Tempo des Demonstrationszuges Richtung Marienplatz Seefeld wird so sein, dass alle mitkommen können. Das kreativste Plakat wird prämiert! Veranstalter: FDP, Grüne, Bürgerinitiative Eichenallee, SPD, BVS, CSU, FWG, BUND Naturschutz, Räsonanz, Fischereiverein Pilsensee-Wörthsee, Capella Vocale Hechendorf, DAV, EUTB, Gegen Vergessen – Für Demokratie, Segelclub Pilsensee, Kultur im Schloss Seefeld, Arge Inklusionsbeirat Starnberg, Rotary Club Wörthsee, TSV Hechendorf und Oberalting-Seefeld, TC Seefeld, Nachbarschaftshilfen Seefeld und Hechendorf, Asylhelferkreis, Männergesangsverein, evangelische Kirchengemeinde

Nie wieder ist jetzt!

Demo-Redetexte

Constanze Gentz, Bund Naturschutz
Hallo Seefeld, hallo Herrsching, Wörthsee, Weßling, Andechs, Hallo Ihr Alle!
wir sind Josef Hofmann und Constanze Gentz. Wir freuen uns, euch alle begrüßen zu dürfen im Namen unseres gesamten Orga-Teams!
Wir sind überwältigt von der breiten Unterstützung von Euch allen, von so vielen Vereinen und Parteien! Dafür danken wir Euch. Das ist einen Applaus wert!
In unserer Welt sollen Hass und Hetze keinen Platz haben! Es fängt mit einer bösen Email an, oder einem anonymen Hass-Brief und es endet in Ausgrenzung, Gewalt und noch Schlimmerem! Das ist gegen unser Gesetz und das lassen wir nicht zu!
Die Spirale darf sich nicht weiter drehen. Es liegt an uns sie zu stoppen und wieder zurück zu finden zu einem respektvollen und toleranten Umgang mit allen Menschen!
Gut, dass Correctiv uns alle mit den Recherchen über das Potsdamer Treffen wach gerüttelt hat. Es ist mehr ein Albtraum, aus dem wir noch nicht erwacht sind. Und er ist erst vorbei, wenn rechtsextremes Gedankengut keinen Platz mehr hat in unserer politischen Landschaft!
Deshalb war ich dankbar für die Initiative von Herrn Gasser letzte Woche, dass auch wir in Seefeld heute Flagge zeigen! Und schaut, wie viele wir heute auf der Straße sind! Ihr seid phantastisch!
Die Zukunft gehört uns, lasst sie uns gestalten! Es wichtig, dass wir jetzt aufstehen gegen den Faschismus! Für Demokratie, für Vielfalt und Toleranz!
Danke Euch allen!

Dr. Josef Hofmann, Räsonanz
Unser Motto ist „Nie wieder ist jetzt“. Das greift zurück auf „Nie wieder Krieg!“. Ein Motto, das über den Massenkundgebungen nach dem Grauen des Ersten Weltkriegs stand.
Der Terror der Nazi-Zeit und der Schrecken des Zweiten Weltkriegs haben dem „Nie wieder“ eine neue Bedeutung gegeben. „Nie wieder“ erinnert an die Millionen ermordeter Juden und Andersdenker, Andersseiender. Wer in Ausschwitz war, erschrickt vor den monströsen Haufen abgeschnittener Haare und aussortierter Schuhe. Wer in Dachau war, erschrickt bei den Namen des Wachpersonals, die er aus seiner Heimat kennt. Ganz nah! Und durch die Remigrations-Phantasien von Potsdam noch näher.
„Nie wieder“ soll es in Gesellschaft und Politik Strömungen geben, die zu diesen Katastrophen führen, ja führen müssen.
Die Geschichte wiederholt sich nicht. Gleiches führt aber zu gleichem. Und wir sehen Ähnlichkeiten zu schlimmen Zeiten. Wir sehen Hass auf politisch anders Denkende, wir sehen, dass sich die Menschen in ihren Blasen abschotten, wir sehen, dass Arme gegen Ärmere in Stellung gebracht werden. Alles bekannt! Auch in den Auswirkungen!
Folgen wir den Genies. Albert Einstein: „Die Definition von Wahnsinn ist: immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“
Und noch was: Wir verschließen nicht die Augen vor der Realität, vor den Problemen der Wirklichkeit. Wir kritisieren manches. Über manche handwerkliche Fehler können wir nur ratlos den Kopf schütteln. Aber wir sind froh, in diesem Land zu leben. Und wir werden verhindern, dass es zerstört wird. Das hatten wir schon!
Die Zukunft gehörte denen, die sie gestalten! Daher ist es wichtig, dass wir aufstehen und etwas tun! Nur wenn wir hörbar und sichtbar sind, können wir das schaffen.
Darum „Nie wieder ist jetzt“. Wehret den Anfängen!

Christian Streich, vorgetragen von Johannes Steck
Wer jetzt nicht aufsteht, der hat nichts verstanden. Es ist 5 Minuten wir 12.
Und es braucht keiner klagen hinterher, der jetzt sitzenbleibt oder so Sachen behauptet wie: Ein AFD-Wähler ist ein Protestwähler. Wer es jetzt nicht verstanden hat, der versteht es nicht. Und der hat nichts verstanden in der Schule, wenn Geschichtsunterricht war.
Jeder in diesem Land ist dazu aufgerufen, aufzustehen und im Familienkreis, bei der Arbeit oder sonstwo, sich ganz klar zu positionieren. Es ist 5 Minuten vor 12.
Und es soll keiner rumjammern hinterher, wenn er von einer autoritären, rechts­nationalistischen Gruppierung regiert wird, wo die freiheitlichen Grundrechte, die wir uns hart erarbeitet haben nach diesem Desaster 45, wenn diese Rechte den Bach runtergehen.
Jeder, jeder ist selbst verantwortlich. Und ich glaube sehr sehr viele Menschen in diesem Land haben Kinder.
Und wir alle haben diese Demokratie. Ich, seit 57 Jahren lebe ich in einer Demokratie als freier Mensch. Das ist ein unglaubliches Glück. Es gibt ganz wenig 57-jährige, die das erleben dürfen. Ich bin unendlich dankbar.
Aber wenn du siehst, was jetzt passiert und was sich Leute rausnehmen und auch Leute aus der Mitte, der sogenannten Mitte. Was da für ein Vokabular verwendet wird, das ist unglaublich.
Und die Margot Friedländer ist 102 Jahre alt und hat gesagt im Bundestag: Sie sieht, was hier passiert, und sie sieht ganz viele Parallelen zur Weimarer Republik, hat diese Frau gesagt mit 102 Jahren.
Und sie hätte niemals für möglich gehalten, und sie hat das Schlimmste durchlebt, was man durchleben kann, dass es wieder in Deutschland so ist, wie es jetzt ist, wo es hingeht.
Und wenn diese Frau das sagt, die das erlebt hat am eigenen Leib und ein furchtbares Leid erdulden musste. Wenn diese Frau das sagt, und die Leute da weghören… Die Leute, die da weghören, das geht nicht. Wie alle müssen aufstehen.
Was denkt das Ausland über uns? Glauben die Leute hier in dem Land, dass die Investitionen einfach so weiterlaufen, wenn es in die Richtung weitergeht?
Aufstehen, unmissverständlich ganz klare Kante nichts anderes!

Organisatorisches
Und jetzt noch kurz ein paar organisatorische Hinweise:
Wir laufen auf der Hauptstraße von hier zum Marienplatz. Am Marienplatz erwartet uns Musik und es gibt ein paar kurze Worte zum Abschluss – und natürlich die Prämierung der Plakate.
Der Demonstrationszug wird angeführt von einem Banner. Das Ende des Zugs bilden ein paar Ordner.
Die Straße gehört grundsätzlich uns. Bitte lasst selbstverständlich Einsatzfahrzeuge wie Krankenwagen zügig vorbei. Weicht auf die rechte Straßenseite aus, auch auf die Fußwege. Den Aufforderungen der gekennzeichneten Ordner ist Folge zu leisten. Sie kümmern sich in unser aller Interesse um einen reibungslosen Ablauf.
Der Zug wird begleitet von drei Mitarbeitern des Roten Kreuzes. Bei gesundheitlichen Problemen wendet euch bitte direkt an diese. Oder sprecht einen der Ordner in der Nähe an. Der wird das weitergeben.
An dieser Stelle einen herzlichen Dank an das BRK, an Cinerella Medien, und die vielen vielen Helfer, die heute ehrenamtlich dabei sind! Die haben sich einen Applaus verdient!
Es wäre nett, wenn ihr einen Beitrag leistet, um zumindest einen Teil der Kosten zu decken.
Graue Spendenkartons sind mit im Zug dabei.
Alle zusammen gegen den Faschismus!

Demonstrationszug

Mit Trommelgruppe Sambavaria.

Schlusskundgebung am Marienplatz

Band: Real Book Heroes

Prämierung der kreativsten Plakate durch Carola Wemmers

Chor: Cappella Vocale
• Si Njay njay
• Dalakopen
• Von guten Mächten

Bärbel Seibold, Inklusionsbeauftragte, Gemeinde Seefeld
Die AfD ist bekannt für Ihre negative Haltung gegenüber Menschen mit Behinderung. Sie betrachtet Inklusion als ein Ideologieprojekt und stellt die damit einhergehenden Bemühungen um die gleichberechtigte Teilhabe in allen Lebensbereichen in Frage.
Inklusion ist jedoch kein ideologisches Konzept, sondern ein grundlegendes Menschenrecht. Jeder Mensch unabhängig von seiner körperlichen oder geistigen Verfassung, sollte das Recht haben, gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Dies schließt den Zugang zu Bildung, Arbeit, Freizeitaktivitäten, Gesundheitsversorgung und politischer Teilhabe mit ein.
Indem die AfD die Inklusion in Frage stellt, greift sie nicht nur die Demokratie, sondern auch die gesellschaftlichen Werte in Deutschland an. Denn eine inklusive Gesellschaft ist eine offene und vielfältige Gesellschaft, die zusammenhält, gleichberechtigt und respektvoll miteinander umgeht.
Die Ablehnung der AfD gegenüber Menschen mit Behinderung ist ein klarer Verstoß gegen diese Werte. Sie schafft eine Kluft zwischen den Menschen. Dies fördert Ausgrenzung und Diskrimierung und ist widersprüchlich zu den Grundprinzipien einer demokratischen Gesellschaft.
Es ist wichtig, dass wir uns für eine inklusive Gesellschaft einsetzen und sicherstellen, dass alle Menschen die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben. Inklusion ist kein Luxusprojekt, sondern ein grundlegendes Menschenrecht, das es zu schützen und zu fördern gilt!

Gert Heidenreich, vorgetragen von Johannes Steck
Liebe Freundinnen und Freunde der Demokratie. Wie ist die Lage? Rechtsextreme Parteien, die noch immer als Populisten verharmlost werden, sind in Europa dazu angetreten, die Demokratien von innen zu zersetzen und die Gemeinschaftsidee Europa durch nationalistische Modelle auszutauschen, die aus dem 19. Jahrhundert stammen. Dieser Nationalismus hat im 20. Jahrhundert zum 1. Weltkrieg, zum Faschismus, in den zweiten Weltkrieg und in den Holocaust geführt. Wer heute rechtsextreme Parteien wählt, muss wissen, dass er eine Wiederkehr der Geschichte riskiert. Wer mit seiner Stimme der AfD Regierungsmacht verschaffen will, wird sich vor seinen Kindern und Enkeln rechtfertigen müssen, wenn sie fragen: Warum hast du nicht Nein gesagt, als die ewig Unbelehrbaren in unserem Land Demokratie und Menschenrechte angriffen? Warum hast Du unsere Zukunft der Vergangenheit geopfert?
Wer heute AfD wählt, tut dies häufig nicht, obwohl in dieser Partei Faschisten und rechte Extremisten willkommene ideologische Antreiber sind, sondern weil er seine eigene fremdenfeindliche und völkische Gesinnung dort wiederfindet. Einem überwiegenden Teil der AfD-Wähler ist es laut Umfragen aber schlicht egal, wie stark die deutsche Vergangenheit in der AfD wieder auflebt. Diese Gleichgültigkeit ist die schlimmste Motivation zur Stimmabgabe für eine Partei, in der die dunkelste und grausamste Phase der deutschen Geschichte lediglich als „Vogelschiss“ gilt. Wer solchen Zynismus wählt, muss wissen, dass er die Millionen Opfer des Nationalsozialismus gleichsam ein zweites Mal ihrem Schicksal preisgibt und sie verhöhnt und verspottet.
Die Demokratie auf dem Boden eines sehr gut verfassten Grundgesetzes hat Deutschland im Verbund mit den europäischen Nationen mehr als sieben Jahrzehnte inneren Frieden, Wohlstand und Freiheit garantiert. Nicht nur bei uns sind jetzt faschistische Parteien angetreten, dieses Europa des Miteinander zu zerstören – unter der Behauptung, sie hätten das bessere Konzept für die Zukunft. Sie haben es nicht, sie haben das schlechteste aller gesellschaftlichen Konzepte. Denn Faschismus ist keine politische Alternative, Faschismus ist – die Geschichte erweist es – mörderisch; massen-mörderisch. Wenn er droht, gibt es nur eins: Sagt Nein! Sagt Nein zu den Rechtsextremisten in Deutschland, in Österreich, in Frankreich, in Italien, in Holland, in Schweden, in Finnland, in Ungarn und überall, wo sie Morgenluft wittern. Nein und wieder Nein zur Rückkehr in die Vergangenheit! Wir haben dazu die Alternative: Vernunft, Freiheit, Menschenwürde, Demokratie!

Waltraud Schneiders, Asylhelferkreis
Ich stehe hier für meine Freundinnen und Freunde. Einige meiner besten Freunde wurden in anderen Kontinenten geboren. Sie kamen nach Deutschland, weil sie in ihren Herkunftsländern nicht bleiben konnten. Sie kamen mit leeren Taschen, schlimmen Erinnerungen und einem eisernen Willen, sich hier ein Leben aufzubauen – so wie viele der jungen Menschen, die in den letzten Jahren hier angekommen sind. Meine Freunde haben hier hart gearbeitet und unser Land voran gebracht. Sie haben Familien gegründet, Kinder geboren, sich ehrenamtlich engagiert, sind deutsche Staatsbürger geworden. Sie sind liebenswerte Menschen, die durch ihre Erfahrungen unsere Gesellschaft bereichern. Ohne sie wäre mein Leben ärmer.
Durch die feindlicher werdende Stimmung, durch die unsäglichen Ideen, die in der sogenannten „Potsdamer Konferenz“ diskutiert wurden, sind diese Menschen zutiefst verunsichert. Es kommen Gedanken bei ihnen hoch, die sie nie wieder denken wollten – die Frage: „Wo finde ich eine sichere Zuflucht?“
Ich bin wütend, dass diese rückwärtsgewandte, faschistische Ideologie, die von der AfD in die Parlamente getragen wird, solche Ängste auslöst. Ich bin zornig, dass Menschen in unseren Parlamenten sitzen, die sich von unserem Staat alimentieren lassen und ihn gleichzeitig zerstören wollen.
Aus den Erfahrungen meiner Familie weiß ich, dass aus Worten schnell Taten werden. Und dass niemand glauben darf dass der Hass und die Ausgrenzung ihn oder sie selbst ja nicht betreffen würden.
Unser Land ist seit Jahrzehnten ein Einwanderungsland. Ohne Menschen aus anderen Teilen der Welt würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren. Nicht das Gesundheitssystem, nicht die öffentliche Verwaltung, nicht die Wirtschaft. Wer das nicht erkennt, der ist blind. Deshalb sage ich: Nie wieder ist jetzt! Nie wieder Faschismus! Setzen wir uns täglich ein für ein weltoffenes Deutschland in einem geeinten Europa!

Schlusswort: Orga-Team, Dr. Oswald Gasser