Wir haben Ausbaureserven

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75 Jahre Klinik Dr. Schindlbeck Herrsching
Zum Feiern der falsche Zeitpunkt

Andrea Gräpel, Starnberger Merkur, 29.5.2021:

Aber Herrsching sei noch nicht aus dem Rennen. „Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen“, betont Robert Schindlbeck [Geschäftsführer der Herrschinger Klinik]. Aktuell 110 Betten in der Inneren sei bereits eine große Zahl. „Es gibt wenig Gründe, das Haus zu schließen“, sagt er. Es ist eine der wenigen Kliniken, die keine Verluste schreibe. Der Klinik sind zwei Medizinische Versorgungszentren angeschlossen. Insgesamt gibt es im Haus 20 niedergelassene Ärzte, Labor und eine Notfallversorgung mit 1500 stationären und 1500 ambulanten Notfällen im Jahr, 16 Dialyseplätze und ein hochgelobtes Qualitätsmanagement – die Liste lasse sich fortsetzen. Und niemand außer ihm, Robert Schindlbeck, könne besser beurteilen, welche Kapazitäten es am Standort Herrsching noch gebe. Seit 40 Jahren führt er die Geschäfte. Er habe drei Vorschläge, für ihn der radikalste wäre, Personalwohnungen auf dem Gelände zu opfern. Dort und in der Gemeinde stellt die Klinik insgesamt 50 Wohnungen. „Aus meiner Sicht ist ein Abriss der Gebäude auf dem Gelände gar nicht nötig. Wir haben Ausbaureserven.“ Sowohl für dann insgesamt 180 Betten, die bei einer Zusammenlegung erforderlich wären, sowie für zwei, maximal drei neue OPs.

Eine Erweiterung der Schindlbeck-Klinik ist in unseren Augen die beste Lösung. Die bereits bestehende Infrastruktur könnte erhalten werden. Das ist sinnvoll sowohl in finanzieller Hinsicht als auch in Bezug auf geringere neue Flächenversiegelung und den Klimaschutz.

Im weiteren Artikel „Bürgerdialog mit vielen Fragen“ berichtet der Merkur in der Printausgabe über eine Online-Diskussion der Seefelder CSU:

Ein Zuhörer wollte schließlich wissen, ob die Bürger nochmals entscheiden dürften, wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen. CSU-Gemeinderätin Claudia Winter verwies auf das Bauleitverfahren, dass eine Bürgerbeteiligung sicherstelle. „Bei einem Votum für einen Neubau nimmt der Landkreis viel Geld für das Verfahren in die Hand“, erklärte Frey. „Wenn wir am Ende des Prozesses sind und in die Verhandlungen für die Förderungen eintreten allerdings wäre es komisch, wenn das Baurecht dann infrage gestellt werden würde.“

Es ist in der Tat ein Dilemma. Die Bürger bekommen keine vollständigen Informationen zum Projekt, z.B. was die Höhe des Baus und die Verkehrserschließung (vermutliche einseitige Baumfällungen der Lindenallee für den notwendigen Ausbau) anbelangt. Trotzdem sollen sie ihr Kreuz bei Ja oder Nein machen.

Zuvor hatte Kögel versichert, dass eine Klinik am geplanten neuen Standort Bahnhofstraße (Lindenallee) nicht mehr als zwei, drei Stockwerke haben würde. Zum Prozess insgesamt sagte er: „Eine Analogie zur Brexit-Situation will ich in Seefeld nicht erleben.“

Parallelen zum Brexit-Referendum sind bereits jetzt deutlich erkennbar. Beim Brexit-Referendum wurden den Menschen Milliardeninvestitionen ins Gesundheitssystem versprochen, die nie kamen. Stattdessen gab es großen Katzenjammer aufgrund der negativen wirtschaftlichen Auswirkungen. Hier in Seefeld wird den Menschen ein zwei- bis dreistöckiges „Bungalow“-Klinikum mit großzügigen Gartenanlagen versprochen. Dabei legen diverse Vergleichsobjekte nahe, dass eine solch niedrige Bauhöhe für ein 200-Betten-Haus unrealistisch ist.

Wenn aber erstmal abgestimmt ist – und es zu einer Zustimmung kommen sollte – haben die Bürger keine Chance mehr, ihre Meinung zu ändern. Selbst wenn es später ganz anders kommen sollte als zuvor versprochen.

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