Leben ohne Auto in Unering?

Was bewegt Seefeld Magazin 400Ein Erfahrungsbericht

Alle reden vom CO₂-Fußabdruck und wie wir unsere CO₂-Bilanz im Verkehr verbessern können. Doch wer macht den ersten Schritt?

Ich habe ihn bereits getan, denn ich fahre ohnehin viel und gerne Rad, zum Wohle der Umwelt! Mein Auto steht seit knapp zwei Jahren zu 99% in der Garage. Nur in Notfällen kommt es zum Einsatz. In meinem Kopf findet die Abwägung schon gar nicht mehr statt, ob ich nicht doch lieber das Auto nehmen soll. Aber was bedeutet das konkret im Alltag?

Ich wohne in Unering und meine Alltagsfahrten erstrecken sich unter anderem auf Starnberg, Gilching, Herrsching, Hochstadt, Seefeld, Hechendorf, Andechs und manchmal nach Weilheim. Solange ich gesund und fit bin und es egal ist, wie ich gekleidet bin, geht alles super mit dem Fahrrad. Auch Transporte sind kein Problem, ich habe schließlich einen Anhänger. Ein etwas mulmiges Gefühl habe ich auf den Straßen schon öfter, wenn ich trotz Gegenverkehr überholt werde, oder der Mindestabstand von 1,50 Meter auf einen halben Meter schrumpft. Und auf die Ladung Streusalzwasser, die ich im Winter von knapp vorbeirauschenden LKWs in Mund, auf Gesicht und Brille abbekomme, könnte ich auch verzichten.

Es gibt aber Situationen, da würde auch ich gerne mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Sei es zum Arzt oder zu kulturellen Veranstaltungen, weil ich da nicht verschwitzt und in Radlklamotten auftauchen möchte. Kein Problem, oder? Schließlich fährt in Unering stündlich der Bus.

Mal schnell nach Starnberg hin und zurück kostet satte 6,60 €. Und zurück geht der Bus auch nur jede Stunde. Überbrücke ich die lange Wartezeit mit einem Cappuccino, bin ich schon bei 10 €! Ich habe gehört, dass es Billigflüge in andere Länder schon für 20 € gibt.

Oder: Nach Hechendorf zum Zahnarzt hin und zurück. Kostet nur 3,40 €. Dafür muss ich aber in Oberalting am Marienplatz umsteigen und warte dort 20 Minuten, um mit dem Anschlussbus nach Hechendorf zu fahren. Mit dem Fahrrad bin ich mehr als doppelt so schnell! Mein Zahnarzt kennt mich also inzwischen in Radlklamotten.

Abends mal im Schloss ins Kino oder zu einer kulturellen Veranstaltung: Mit dem Bus unmöglich. Bis Oberalting komme ich, und dann? 20 Minuten auf den Bus warten, der mich dann irgendwie über Hechendorf (dort mit Wartezeit) zum Schloss bringt. Und was nach einer Veranstaltung? Um diese Zeit geht kein Bus mehr. Also zu Fuß nach Unering laufen? Gesund wäre es. Also fahre ich entweder mit dem Fahrrad, oder ich bleibe zuhause.

Aber: Wir wollen nicht jammern, sondern Lösungen für die Zukunft!
Da ist die Idee eines Pendelbusses, nicht nur zwischen Seefeld und Hechendorf. Damit können auch die anderen Ortsteile besser angebunden werden. Es muss möglich sein, dass Uneringer (und auch die anderen kleinen Ortsteile) ohne Umsteigen, lange Wartezeiten und Fußmärsche nach Hechendorf zum Bahnhof, zum Schloss, ins Krankenhaus und zum Edeka kommen!

Wir setzen uns dafür ein, dass Busfahrten innerhalb des Landkreises für eine einfache Strecke nur 1,70 € kosten, so wie innerhalb der Gemeinde. Dann können sich das auch Leute mit geringem Einkommen leisten.

Gemeindeeigene Bike- und Car-Sharing-Angebote, bei denen Bürger*innen gegen eine Gebühr oder eine Art Mitgliedsbeitrag e-Bikes und e-Autos ausleihen können, sind umweltschonende Möglichkeiten, von A nach B zu kommen. In jedem Ortsteil sollte es Ladestationen für Elektroautos und e-Bikes geben. Damit könnten wir unser ansässiges Gewerbe unterstützen, indem die Gemeinde unseren Seefelder Radsportladen und unsere Seefelder Autowerkstätten mit der Wartung der e-Bikes und e-Autos beauftragt.

Was wir außerdem brauchen, ist ein vernünftiges und gut ausgebautes Radwegenetz in und über die Gemeindegrenzen hinaus, um das Fahrradfahren sicherer und attraktiver zu machen.

Diese Lösungen und dergleichen mehr leisten nicht nur einen großen Beitrag für den Klimaschutz, die Schonung unserer Umwelt und tragen zum Erhalt unserer Lebensqualität bei. Sie erleichtern auch den Bürgern das Leben, die nicht Auto fahren können, kein Auto haben oder sich keines leisten können – und Seefeld wäre ein gutes Vorbild für andere Gemeinden.

Lasst es uns anpacken!

Christel Friederici