Bürgerinitiative appelliert an Regionalplaner: Grünzug erhalten

Drohende Fahrverbote: Bedeutung von Frischluftschneisen nimmt zu

Die aktuellen Veröffentlichungen der Abgaswerte in München und die jüngste Rechtsprechung zu Fahrverboten machen deutlich, wie wichtig die Frischluftversorgung der Großstädte ist. Die Raumplaner müssen dafür Sorge tragen, dass die Menschen in den Städten vor Abgasen und vor Hitzeentwicklungen geschützt werden. Im Mai hatte die Gemeinde Seefeld für einen möglichen Klinikneubau einen Antrag an den Regionalen Planungsverband München (RPV) gestellt, um eine Fläche an der Eichenallee aus dem regionalen Grünzug herauszunehmen. Der Planungsausschuss des RPV, in dem Münchner Stadträte, Landräte und Bürgermeister der Region vertreten sind, entscheidet im Herbst über den Antrag der Gemeinde Seefeld.

Die Bürgerinitiative Eichenallee sowie die Starnberger Kreisgruppen des Bund Naturschutz und des Landesbund für Vogelschutz appellieren deshalb mit einem Schreiben an alle RPV-Ausschussmitglieder, die Herausnahme abzulehnen und betonen die Bedeutung von Grünzügen für städtische Frischluftzufuhr, Naherholung und Landschaftsschutz:

Bitte lehnen Sie die von der Gemeinde Seefeld geforderte Herausnahme aus dem regionalen Grünzug ab!

Sehr geehrte Damen und Herren,
die Bürgerinitiative Eichenallee sowie die Starnberger Kreisgruppen des Bund Naturschutz und des Landesbund für Vogelschutz haben in Seefeld ein Bürgerbegehren initiiert, das den Stopp der Herausnahme einer Fläche von 25.000 Quadratmetern aus dem regionalen Grünzug an der Eichenallee (St 2068) fordert. Innerhalb von wenigen Tagen haben sich über 1100 Seefelder mit ihrer Unterschrift der Forderung angeschlossen, das entspricht mehr als 20% der Wahlberechtigten. Das 10%-Quorum wurde damit erfüllt und der Seefelder Gemeinderat wird am 8. August über die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens entscheiden. Um zu verhindern, dass im RPV-Planungsausschuss Fakten geschaffen werden, die ein späterer Bürgerentscheid möglicherweise revidieren könnte, möchten wir Sie als Mitglied des Ausschusses schon heute über das Bürgerbegehren (Begründung mit Unterschriftenformular im Anhang) und seine Hintergründe informieren.
 

Der Antrag der Gemeinde Seefeld auf Herausnahme der Fläche aus dem regionalen Grünzug wurde im Mai 2017 an den RPV gestellt. Dabei handelt es sich um eine „Herausnahme auf Vorrat“, für einen möglichen Neubau der Seefelder Klinik. Die Fläche liegt an der engsten Stelle des regionalen Grünzugs (siehe Karte), der sich von Herrsching am Ammersee über Seefeld, Weßling und Gilching bis nach Puchheim, Karlsfeld und darüber hinaus erstreckt. Die normalerweise geforderte minimale Breite von 1000 Metern würde durch die Herausnahme unterschritten und damit der regionale Grünzug in seinen Funktionen wesentlich beeinträchtigt:
 

Frischluftzufuhr
Die in der Presse vor Kurzem veröffentlichten Daten zur Luftverschmutzung durch Verkehrsabgase in München sind alarmierend. Erstmals drohen auch in München Fahrverbote. Die Frischluftzufuhr aus dem Umland gewinnt damit einen höheren Stellenwert. Hier spielt wegen der vorherrschenden westlichen Windrichtung der genannte Grünzug eine herausragende Rolle.
 

Naherholung und Landschaftsschutz
Das im Mai präsentierte „Bürgergutachten“, eine Bürgerbefragung durch den RPV, bestätigt die große Bedeutung der verbliebenen Grünflächen für die Bevölkerung. Den Teilnehmern war wichtig, dass die verbliebenen Grünflächen in München und der Region erhalten bleiben und nicht bebaut werden. Eine Bebauung des von der Gemeinde in Aussicht genommenen Areals würde einen unverzeihlichen, schweren Eingriff in die Landschaft an der historischen, denkmalgeschützten 250 Jahre alte Eichenallee bedeuten.
 

Der Antrag der Gemeinde Seefeld ist aus unserer Sicht zudem unnötig, da für eine Erweiterung der Klinik Flächen in der Ortsmitte Seefelds zur Verfügung stehen.

Wir bitten Sie daher im Namen von über 20% der Wahlberechtigten Seefelds, den Antrag der Gemeinde Seefeld auf Herausnahme aus dem regionalen Grünzug abzulehnen.
 

Mit freundlichen Grüßen,
 

Ortwin Gentz, Bürgerinitiative Eichenallee
Ildiko Gaal-Baier, Bürgerinitiative Eichenallee
Günter Schorn, Vorsitzender BN Kreisgruppe Starnberg
Horst Guckelsberger, Vorsitzender LBV Kreisgruppe Starnberg

Ortwin Gentz von der Bürgerinitiative Eichenallee hofft auf ein Einsehen der Verantwortlichen im Planungsverband: „Die Stadt München leidet schon jetzt massiv unter schlechter Luft. Es wird Zeit, umzudenken und die Zerstörung von Grünzügen zu beenden. Das liegt im eigenen Interesse der Regionalplaner, nicht zuletzt um die drohenden Fahrverbote abzuwenden.“

Das Bürgerbegehren Aubachtal fordert den Erhalt von Grünzug und Landschaftsschutzgebieten in Seefeld. Inzwischen hat sich die Zahl der Unterschriften auf über 1150 erhöht. Nachdem am 18.7.2017 die Unterschriften von über 1000 Einwohnern übergeben wurden, hat die Initiative in der vergangenen Woche eine Mappe mit weiteren knapp 150 Unterschriften nachgeliefert. Damit haben Stand heute mehr als 20% der wahlberechtigten Seefelder das Bürgerbegehren unterschrieben.

In der Gemeinderatssitzung am kommenden Dienstag, den 8.8.2017 wird der Gemeinderat über die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens entscheiden. Weit über 1000 Seefelder können es kaum erwarten, im Herbst per Bürgerentscheid mit ihrer Stimme ein Umdenken in der Bebauungspraxis der Gemeinde einzuläuten. Die Bürgerinitiative setzt sich für einen Verbleib der Klinik in der Ortsmitte ein.