Ausgleichsflächen als Öko-Alibi?

Was bewegt Seefeld Magazin 400Welchen Sinn haben Ausgleichsflächen und was können wir verbessern?

Die gesetzlich vorgeschriebenen ökologischen Ausgleichsflächen für Bauprojekte wurden in der Gemeinde bislang sträflich vernachlässigt. Auf Initiative des Bund Naturschutz ist Bewegung in die Sache gekommen und der Gemeinderat beschäftigt sich zumindest mit dem Problem. Was kann die Gemeinde tun, um die vorgeschriebenen Öko-Auflagen besser umzusetzen?

Was sind Ausgleichsflächen?
Bei Bauvorhaben, die Flächen neu versiegeln, ist die Ausweisung von sogenannten Ausgleichsflächen gesetzliche Pflicht. Solche Flächen werden dabei naturschutzfachlich aufgewertet. Dies kann zum Beispiel durch Grünland-Extensivierung geschehen, bei der Wiesen nur ein oder zwei Mal statt bis zu sieben Mal im Jahr gemäht werden und eine Düngung unterbleibt. Die dadurch entstehenden Magerwiesen weisen eine deutlich größere Artenvielfalt auf und bieten vielen Insektenarten Nahrung. Also durchaus eine sinnvolle Sache.

Seit etwa 20 Jahren gibt es die Regelung und Seefeld hat in dieser Zeit etwa 16 Hektar Ausgleichsflächen auf 45 verschiedenen Teilstücken ausgewiesen. Leider wurde bislang noch nie kontrolliert, ob die festgelegten Entwicklungsziele überhaupt eingehalten werden. Ein Beispiel ist der Grünstreifen, der sich U-förmig um das Gewerbegebiet am Jahnweg herumzieht. Die hier festgelegte Ausgleichsfläche liegt direkt angrenzend an Wohnhäusern und wird teilweise als normaler Garten genutzt. Man hätte hier überhaupt keine Ausgleichsfläche festsetzen dürfen. Auf anderen Flächen sind die festgelegten Auflagen wie der Abtransport des Mähguts zum Abmagern der Flächen oder die Einrichtung von Ansitzwarten für bestimmte Vogelarten nicht umgesetzt worden.

Der Bund Naturschutz hat vor einigen Monaten auf den Missstand aufmerksam gemacht und angeboten, für die Kontrolle mit der Gemeinde zusammenzuarbeiten. Im Umweltausschuss wurde daraufhin das Thema auf die Tagesordnung gesetzt und man beschäftigt sich zumindest mit dem Problem.


Ausgleichsfläche (grün schraffiert) für Bebauungsplan „Gewerbepark Seefeld“ am Jahnweg

Momentan wird noch ein Zuständigkeits-Ping-Pong zwischen Gemeinde und der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt gespielt. Da letztere chronisch überlastet ist, möchten wir die Position eines gemeindlichen Umweltreferenten schaffen, um dieses und viele andere Themen kompetent zu bearbeiten.

Im ersten Schritt sollte dabei bei den gemeindeeigenen Flächen angefangen werden, damit Seefeld eine Vorbildfunktion einnehmen kann und glaubwürdig auf die Einhaltung der Auflagen bei externen Vorhabenträgern dringen kann.

Für die Zukunft schlagen wir vor, ein Monitoring der Ausgleichsflächen von vornherein in den Bebauungsplänen festzuschreiben. Damit lässt sich viel Ärger ersparen, denn es ist glasklar definiert, wer wann was zu tun hat.

Ortwin Gentz
46, zwei Kinder, Diplom-Informatiker, selbstständig
Ich möchte Seefelds Lebensgrundlagen erhalten und stehe für eine umweltverträgliche Politik mit Weitsicht. Ein offenes, ehrliches Miteinander ist mir wichtig.