Lieber modernes Ärztehaus

Langfassung des Leserbriefs, der in der Süddeutschen Zeitung vom 7.7.2021 in gekürzter Version abgedruckt wurde:

Wie sind alle Verlierer, sollte ein Klinikum für 200 Betten im Landschaftsschutzgebiet in Hechendorf an der Lindenallee entstehen und die Krankenhäuser in Seefeld und Herrsching dann aufgegeben werden. In einem Ratsbegehren konnten die Seefelder Bürger für oder gegen die „Prüfung planungsrechtlicher Voraussetzungen“ für einen Klinikbau an der Lindenallee in Hechendorf stimmen. Bekanntlich waren weniger als 60 Prozent der Stimmberechtigten dafür.
Als Landrat in Starnberg und als Bürgermeister der Gemeinde Seefeld würde mir das sehr zu denken geben, weil mehr als 40 Prozent dagegen votiert haben. Es gibt zwar eine Mehrheit, aber keine, auf die sie stolz sein könnten, oder gar den Anspruch ableiten könnten, dass die große Mehrheit der Seefelder hinter dem Projekt stehen würde.

Infolge der immensen Flächenversiegelung an der Lindenallee würden Landstriche für immer verloren gehen, die durch kein noch so gut gewähltes Ausgleichsgebiet zu ersetzen wären. Und wer glaubt, dass es nur bei der zur Zeit ausgewiesenen Fläche – eingebettet in FFH-Gebiete – am Friedhof bleiben würde, der hat wohl nicht zu Ende gedacht. Zudem käme bei einem Klinik-Komplex in diesem einzigartigen Grüngürtel ein Verkehrsaufkommen auf uns zu, das sich vermutlich 95 Prozent der Befürworter gar nicht vorstellen können und bei der Abstimmung nicht berücksichtigt hatten. 200 Patienten werden ja nicht nur gebracht und geholt, sie wollen auch betreut und besucht werden. Und es kämen wohl nicht alle nur aus dem Westen des Landkreises, sondern viele Patienten aus angrenzenden Landkreisen würden sich sicher gerne auch in Hechendorf behandeln lassen. Wäre das wirklich in unserem Sinn, zumal ja zur Zeit nicht bezifferbare, aber letztendlich sehr hohe Summen auf den Landkreis Starnberg, wie auch auf die Gemeinde Seefeld zukommen würden?

Zwischen dem Bahnhof Hechendorf und der Einfahrt in die Lindenallee würden Um- und Erweiterungsbauten erforderlich sein, so dass zusätzlich bislang nicht ausgewiesene Flächen verloren gingen.

Eine (ambulante) Hämodialyse, eine Diabetespraxis, eine Abteilung für Magen- oder Darmspiegelung und auch andere Disziplinen müssten überhaupt nicht in einer Klinik angesiedelt sein. Sie gehören in ein modernes Ärztehaus, das in der Klinik Seefeld einen idealen Standort finden könnte. Die Schindlbeck-Klinik in Herrsching moderat auszubauen und zu erweitern, weiterhin eine „moderne Hochleistungsmedizin“ zu betreiben und im Krankenhaus Seefeld ein komplexes Ärztehaus entstehen zu lassen, wäre die nachhaltigste, sowie ökologisch als auch ökonomisch sinnvollste Lösung.

Jedenfalls sollte bei diesem Klinikprojekt unseren Mandatsträgern das richtige Augenmaß erhalten bleiben, bevor wir alle zu Verlierern werden.

Peter von Dehn
Hechendorf