Racheschwur und Nebelkerzen

Leserbrief in der Süddeutschen Zeitung, 11.7.2017

Kenner der Seefelder Lokalpolitik wissen, dass der erneute Vorstoß über die Eichenallee zur Aufhebung des Landschaftsschutz zugunsten gewerblicher Bebauung eine lange und umstrittene Tradition hat. Jetzt ist es an der Zeit, an des Bürgermeisters Racheschwur von 2014 zu erinnern, als er nach dem verlorenen Kampf um sein Rathausprojekt erklärte, „die Schlacht“ sei verloren, aber „der Krieg“ gehe weiter.

In diesem Kriegsmodus wirft er nun kommunikative Nebelkerzen, „viel Unrichtiges schwirrt leider umher“. Da hat er recht und er lässt am meisten schwirren: angefangen vom angeblichen Zeitdruck, den es nie gab, bis zur rechtlich unwirksamen Zweckbindung der Flächenherausnahme an einen Klinikneubau, denn da dürfte auch anderes Gewerbe gebaut werden.
Vor allem aber die fachlich völlig unqualifizierte Drohung „Erhalt der Landschaft oder Erhalt der Gesundheitsversorgung vor Ort“.

Wenn sich seine Erkenntnisse auf dieses Fehlurteil verengen, dann zeigt er leider, dass er der Problematik einer zeitgemäßen, bürgernahen Raumplanung sowie Natur- und Freiflächennutzung fachlich nicht gewachsen ist. Offensichtlich fehlt ihm die notwendige Sensibilität für die Sorgen und Wünsche vieler Bürger am Erhalt der Wohn- und Lebensqualität gegen den Bebauungs- und Zersiedlungsdruck hier in der Metropolregion München. Er hat „die Schnauze voll“, wenn seine Hauruck-Aktion Kritik erregt und Bürger es wagen, nach den Hintergründen zu fragen.

Moderne Ortsplanung und Kommunalpolitik sieht anders aus. In Haudegenmanier fordert er im Gemeinderat mal 40 000, mal 20 000 Quadrameter Fläche herauszunehmen. Und wenn der Klinik- Geschäftsführer ihm sagt, dass nur 15000 Quadratmeter für eine neue Klinik nötig seien, sagt Gum, ich weiß doch nicht, wieviel man für so ein Krankenhaus braucht! Wenn er die betroffene Fläche zum „überdüngten Maisacker“ degradiert, beweist er leider nur, dass er die Erhaltung einer tradierten Kulturlandschaft als Aufgabe gar nicht begriffen hat. Wehrt Euch und unterschreibt das Bürgerbegehren.

Helmut Ronstedt, Hechendorf
[Anmerkung: Herr Ronstedt ist Mitglied unseres Initiativ-Teams.]

Die Initiative Eichenallee setzt sich dafür ein, dass die Gemeinde Seefeld bei für den Ort erheblichen Entscheidungen ihre Bürger umfassend informiert und auch einbezieht. Mit fachlich begleiteter Partizipation könnten auch sehr kontroverse Themen behandelt werden, ohne dass sie auf die persönliche Ebene geraten. Wir distanzieren uns von verletzenden Aussagen und plädieren für ein respektvolles Miteinander.