Seefeld will neue Klinik, Christine Setzwein, Süddeutsche Zeitung, 3.6.2020:
Es gibt keine Gruppierung in Seefeld, die sich im Kommunalwahlkampf nicht für den Erhalt des Seefelder Krankenhauses am Ort eingesetzt hätte. Das nahm Peter Schlecht (FWG) in der Gemeinderatssitzung am Dienstag zum Anlass für einen Appell. „Wir müssen uns auf die Suche machen nach einem Grundstück“, sagte er, es bestehe Handlungsbedarf.
Wir sind uns einig, dass wir uns für den Erhalt des Seefelder Krankenhauses am Ort einsetzen. Einen aktuellen Handlungsbedarf sehen wir aber nicht. Zunächst wird die Klinik prüfen, ob am Standort Seefeld oder Herrsching eine fusionierte Klinik (aus der derzeitigen Klinik Seefeld sowie der Schindlbeck-Klinik Herrsching) abbildbar ist. Dieser Prüfung sollte nicht vorweggegriffen werden.
Im Übrigen ist völlig offen, welche Auswirkungen die Coronakrise auf künftige Krankenhausvorgaben hat. Die Krise hat deutlich gezeigt, dass das bundesdeutsche System mit relativ vielen, dezentralen Klinik-Standorten für die Bewältigung der Pandemie im europäischen Vergleich vorteilhaft war. Ebenso zeigt sich, dass eine rein nach Wirtschaftlichkeit ausgerichtete Kliniklandschaft im Widerspruch zur Pflicht zur Daseinsvorsorge steht. Es bleibt daher abzuwarten, wie das bayerische Gesundheitsministerium und der Klinik-Träger in Bezug auf eine mögliche Klinik-Zusammenlegung entscheiden werden.
Erst wenn eine Zusammenlegung gefordert bzw. befürwortet wird und die Prüfung der beiden existierenden Standorte negativ ausfällt, stellt sich überhaupt die Frage nach einem neuen Standort. Ein solcher Standort sollte im interkommunalen Dialog nach objektiven Kriterien ausgewählt werden.
Auch Nikolas Rathert (Grüne/BI) bezweifelte die Notwendigkeit, als Klinik gewinnorientiert wirtschaften zu müssen. Dies werde auch bei anderen Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen nicht eingefordert. Im Gegensatz zu Schlecht und Gum hielt er die Angelegenheit aber nicht für ein Seefelder Thema: „Es sollte interkommunal besprochen werden“, sagte er.
(Auftakt zur Klinik-Standortsuche, Hanna von Prittwitz, Starnberger Merkur, 4.6.2020)
Auch die Bürgerschaft sollte im Rahmen des Ortsentwicklungsprozesses eingebunden werden. Wilder Aktionismus hilft bei diesem wichtigen Thema nicht weiter.
Ortwin Gentz