Leserbrief in der Süddeutschen Zeitung, 28. Juni 2017
Zum Beitrag „Gum lehnt Ratsbegehren ab“ vom 17. Juni:
Wenn der Gemeinde Seefeld wirklich Umwelt-, Landschafts- und Klimaschutz am Herzen liegt, warum wird dann ein so sensibles Gebiet, wie das Aubachtal, „vorsorglich“ geopfert, bevor überhaupt feststeht, dass ein neues Krankenhaus benötigt wird? Insbesondere dann, wenn ein dafür vorgesehenes Grundstück direkt nebenan vorhanden ist? Warum stellt kein Gemeinderat dem Rathauschef die Frage, wie es sein kann, dass der Baugrund beim Plan für das Rathaus nicht angezweifelt wurde, jetzt aber doch so schwierig ist, dass das Landschaftsschutzgebiet herhalten soll?
Dieser Umgang mit den Naturschätzen Seefelds zeigt das fehlende Bewusstsein der Entscheidungsträger der Gemeinde für die dringendste Frage unserer Zeit: wie gehen wir mit unseren natürlichen Ressourcen um, die bekanntlich schneller aufgebraucht werden, als sie nachwachsen können? Sprechen wir von einem „überdüngten Maisfeld“ und vom „Abstand zur Eichenallee“ oder nehmen wir dieses wunderschöne Erbe an, schätzen und schonen es auch dann, wenn es uns vielleicht nicht so leicht fällt?
Die Gemeinde Seefeld delegiert mit ihrer Entscheidung den Schutz des Aubachtals an die höheren Planungsinstanzen. Diese werden nur nach ihren strengen fachlichen und rechtlichen Vorgaben, aber nicht nach ihrem Herzen entscheiden.
Leider zeigt die Erfahrung, dass in den Fällen, wenn eine Kommune ihren Bedarf an einer Fläche äußert und sich Baugebiete im Landschaftsschutzgebiet wünscht, die Natur immer zurücktreten muss. Landschaftsschutzgebiete sind daher nach der aktuellen politischen Praxis eigentlich nur Bauflächen auf Vorrat.
Die Seefelder haben in Kürze mit einem Bürgerbegehren die Möglichkeit [Anmerkung: Das Bürgerbegehren ist zum Erscheinungsdatum bereits gestartet], ihr Landschaftsschutzgebiet wirklich zu schützen, wenn schon ihr Gemeinderat (zum Glück mit Ausnahmen) das nicht tut und den Umweltschutz nur auf Feste wie Eichenalleefest und Aubachtalfest beschränkt und bei Lippenbekenntnissen belässt.
Ildiko Gaal-Baier, Seefeld
[Anmerkung: Frau Gaal-Baier ist Mitglied unseres Initiativ-Teams.]