Bedarfs- und Kostenplanung offenlegen

Diskussion über eine neue Klinik im westlichen Landkreis

Leserbrief im Starnberger Merkur, 27.4.2021:

Wenn man die kontroversen Debatten um den Neubau der Klinik verfolgt, fällt auf, dass die Frage der Wirtschaftlichkeit und der Notwendigkeit bisher nur eine untergeordnete Rolle spielt. Genau diese Wirtschaftlichkeit stelle ich infrage: Die geplante Größe mit 200 Betten wird bei Krankenhaus-Planungen zwar als „optimale“ Betriebsgröße verwendet, aber nach Auffassung von Fachleuten ist diese Größe nicht nur von der Bettenzahl abhängig.
Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass durch sinnvolle Spezialisierung und horizontale Kooperation kleinere Krankenhäuser wirtschaftlich betrieben werden können. Dies ist bei den beiden Kliniken in Herrsching und in Seefeld der Fall. Die der Planung zugrunde liegende Bedarfsanalyse sollte überprüft werden. Die Politiker, insbesondere der Landrat und die Bürgermeister, weisen immer wieder darauf hin, dass der Landkreis mit Kliniken sehr gut ausgestattet ist und auch für umliegende Landkreise attraktiv ist. Da die beiden Kliniken, die ersetzt werden sollen, über etwa 190 Betten verfügen, kann die geringe Steigerung kein Argument sein. Es würde mich wundern, wenn die Bedarfsplanung einen Zuwachs von zehn Betten ausweisen würde.

Die Kosten durch den Neubau und durch Abriss oder Umwidmung der bestehenden Gebäude werden die Gemeinden und den Landkreis erheblich belasten, jedenfalls müssten die insgesamt entstehenden Kosten in der Wirtschaftlichkeitsberechnung berücksichtigt werden. Ich plädiere dafür, dass die Bedarfsplanung und die Kostenplanung von den zuständigen Stellen des Landkreises und der Gemeinden offengelegt werden. Der Hinweis auf den Feststellungsbescheid des Gesundheitsministeriums überzeugt mich nicht.

Dr. Ulrich Hanfland
Seefeld