Ängste und Misstrauen

Leserbrief in der Süddeutschen Zeitung, 14.7.2017

Zum Artikel „Bürgermeister verteidigt Klinikpläne“ vom 7. Juli:

Zuviel schöne Landschaft gebe es um Seefeld, klagte Bürgermeister Gum irgendwann. Früher hätte es geheißen: „Dann geh’ doch ‘nüber!“ Heute könnten wir ihm Germering anbieten. Will hier jemand Boden versiegeln, ist ihm jede Fehlinformation recht für den guten Zweck, am besten sozial verbrämt. Alte, Kranke, Arme und Arbeitsplätze eignen sich dazu ideal.

Will jemand ein Grundstück teuer veräußern – was tun? Lange genug erzählen, hier sei nur „unser Oma ihr klein Häuschen“ geplant. Eine Umgehungsstraße bauen? Die Gegner sind „herzlose Egoisten“. Deren Vorhersage erfüllt sich aber, und fast alle fahren weiter geradeaus – was tut’s? Und nun: Nur das Beste wird gewollt, der Klinikstandort soll gesichert werden – und wieder werden die Gegner verunglimpft: „Sie würden die Klinik lieber aufgeben“, ihr Misstrauen gegenüber den armen, unbezahlten Gemeinderäten sei „zum Kotzen“. Diese wurden vom Bürgermeister mit dem übereilten Antrag für den Regionalplan überfahren, das Misstrauen gilt nicht ihnen, sondern ihm. Sie würden „Ängste schüren“. Das aber tun weniger seine Gegner als er selbst: existenziell sei das mögliche Ende der Klinik eine „Katastrophe“ – diese Gefahr sieht aber nur er, nicht die Klinikleitung.

Abgelenkt soll werden vom eigentlichen Begehren, den Landschaftsschutz für ein Gewerbegebiet aufzuheben. Das man vor Jahren schon einmal anstrebte. Zur Erinnerung: Neben dem Krankenhaus besitzt die Gemeinde ein Grundstück, das ihr verkauft wurde für eine Erweiterung der Klinik. Die letzte Generalsanierung der Klinik fand im Jahr 2000 statt – so marode, wie immer wieder betont wird, ist das Gebäude nicht. Die Starnberger SZ (4. Mai 2017) schrieb: das Gebäude sei älter als 100 Jahre, Wasser- und Elektro-Installationen „in entsprechendem Zustand“. Das gesamte Gelände bei der Klinik ist weniger sumpfig als der Boden an der Eichenallee. Landrat Roth und Klinik-Geschäftsführer Weiler ziehen den jetzigen Standort vor.

Verena Kellner, Weßling
[Anmerkung: Frau Kellner ist Schatzmeisterin des Bund Naturschutz (BN), Kreisgruppe Starnberg. Der BN ist Mitinitiator des Bürgerbegehrens.]